Tölzer Kurier vom 12. 1. 2011

KULTURVEREIN LUST

Altern braucht Mut

"Kabarest" huldigt der Generation zwischen fünfzig und sechzig: Gewohnt bissig mit einem Hauch Wehmut

"Früher waren wir ganz schön wild, heute sind wir nur noch altersmild." Diesen Seufzer ausgerechnet von der weiblichen Besetzung des Trios "Kabarest" zu hören, führt ihn eigentlich schon ad absurdum. Denn Lisa Grundhuber und Gretel Rost lassen sich noch lange nicht die fettfreie Butter vom Brot nehmen, nur weil sie "in den fünfziger Jahren geboren" wurden.

Mit ihrem Liedprogramm "In Bestform" widmen sie sich wieder gemeinsam mit Mitspieler und Pianobegleiter Martin Grundhuber dem heißen Thema "Älterwerden", und die Tölzer "Lust" war am vergangenen Samstag aus diesem Grund proppenvoll. Nicht nur Herrschaften gereiften Alters wollten dem herzhaften Geläster über Rückenreißen und Krampfadern, über Lesebrillen und den wahren Werten des Lebens ("Bluthochdruck, Cholesterin und Hormonspiegel") lauschen, sondern auch diejenigen, die sich ob ihres jüngeren Alters mit dem Lachen noch ein bisschen leichter tun.

Mit der Erkenntnis "Altern braucht Mut" ist aber dennoch gut zu kokettieren – besonders, wenn man es mit soviel Verve serviert wie die Damen Grundhuber und Rost. Hie und Da allerdings schwebte ein Hauch Wehmut zwischen den wohlgereimten Liedzeilen, ein wenig Nostalgie im Tremolo – aber nur, bis die nächste kabarettistische Machete dem Hinterhertrauern alter Zeiten den Garaus machte.

Es ist nicht das erste Mal, dass "Kabarest" dem Lebensabschnitt fünfzig plus schön bösartig in die Parade fährt. Ein paar Stücke aus dem alten Programm sind deswegen noch eingestreut, was aber nicht wirklich störte. Das Leben rächt sich "zwischen fünfzig und sechzig": Wenn die Arme kürzer werden und die Schrift im Nichts verschwimmt, und wenn der Mann am Klavier die holde Weiblichkeit auffordert: "Ziag a Gwand o, wenn Du Tango tanzen tust." Denn nach dem lasziven Verrenken spärlich bekleideter Körperteile kann schon mal die Hexe schießen, und statt erotischem "Fever" wird lustvoll "Frieder" gehaucht, der Name des Masseurs, der einen nach einem harten Tag wieder aufrichtet.

Gerne hätte man ein bisschen mehr von den kleinen Gemeinheiten gehört, die Grundhuber mit süffisantem Bubengrinsen so geschickt zu verstreuen versteht, wenn der Fokus auf ihn gerichtet ist. Miteinander ergeben die drei aber eine prächtige Liaison, die immer einen amüsanten Abend verspricht – und das gerade, weil sie nicht mehr die Jüngsten sind.

Ines Gokus