Der Seniorenteller dreht sich schon am Horizont. Die Haare werden lichter, die Weine schwerer, im Autoradio läuft
plötzlich Bayern 1 und man hat es nicht bemerkt. Aber manchmal, wenn der Föhn am Fenster reißt, dann glüht wieder
die Lava unter der Asche. Die Männer können noch schmelzen und die Frauen noch schwärmen. Wer nicht auf
Feng Shui schwört, spielt jetzt noch einmal den Drachentöter auf dem Mountain-Bike.

Denn zwischen fünfzig und sechzig wird es noch einmal richtig heiß und kalt – die "fliegende Hitze" hat Mann und Frau
voll erfasst und Kabarest schaut mit dem größten Vergnügen dabei zu. Zwei Frauen und ein Mann am Klavier besingen
das Schläfengrau in seinen schönsten Farben, denn Gretel Rost, Lisa Grundhuber und Martin Grundhuber wissen:
„Altern braucht Mut“.

Aller Tage Abend ist auch in den Wechseljahren noch längst nicht vorbei. Denn selbst wenn der Ehemann plötzlich
anfängt, Marathon zu trainieren und mit dem Tattoo am Po auf dem Skateboard steht,kann das das Gegenteil vom Ende bedeuten: Und wenn er wirklich zu einer anderen geht, verrät Kabarest die besten Tricks und Tipps für den Rachefeldzug
mit Fußpilzsporen und angegrautem Fisch.

Am Ende glänzt die Villa Gnadenbrot im Abendrot, wo man platonisch auf seinem Sparbuch sitzt "zum Sterben zu jung
und zum Leben zu alt". Aber bis dahin ist noch ein klein wenig Zeit, Zeit für die Sünde und den Schmerz oder auch
nur für die nächste zwecklose Diät. Zeit für das große Glück im falschen Augenblick. Mag der Mensch bis zur Nasenspitze
in Fango gepackt sein – er bleibt ja doch immer der gleiche Depp und träumt von dem richtigen Moment für das schönste Liebeslied zwischen Giesing und dem Rest der Welt. Bei Kabarest kommt er jedenfalls ganz bestimmt:
"Ich bin die Dampfnudel, Du die Soß mit Vanille. Wir passen so gut zsamm, mach ma a Familie".

Mit viel Lippenstift und Selbstironie singt sich Kabarest über Stützstrümpfe und Darmspiegelungen, Leberwerte und dröhnende Gaumensegel hinweg. Und die Moral von der Geschichte? Die gibt es nicht. Eine Erkenntnis muss reichen:
"Das Leben rächt sich/Zwischen 50 und 60/Alles kommt wieder/Kriecht in die Glieder/Frieren und Glühen/Ebbe und Flut/Stechen und Ziehen/Alles wird gut".


Die Texte schreibt Hausautor Karl-Heinz Hummel
Die Regie führt Gisela Maria Schmitz

Es spielen:
Gretel Rost
Lisa Grundhuber
Martin Grundhuber am Klavier