27. Mai 2009 Abendzeitung

Noch dazu, wenn es sich um eine Diva handelt, die schon etwas in die Jahre gekommen ist und sich gerne für etwas Besonderes hält – obwohl sie tief im Herzen eine Provinzlerin geblieben ist.
850 Jahre und gar nicht so groß geworden ist sie heuer, diese liebenswerte Wichtigtuerin, diese Stadt München. Und weil sie das Feiern nun einmal nicht lassen kann, sind wir eben auch dabei:

Zwei Frauen, wie üblich vollkommen ignoriert von dem Mann am Klavier,
erzählen die kleinen und doch großen Geschichten aus der Weltstadt mit Hartz zwischen Midlifecrisis und Selbstüberschätzung, zwischen Lifestylemanagement und Altersarmut, zwischen Zwitscherstüberl und Raucherschwammerl.

Mit viel Selbstironie, Spielwitz und Musikalität schenken sie der Stadt, die schon alles hat, zum 850sten einen Bilderbogen aus Liedern, Gedichten und Geschichten.

 

 

 

 

Vaterstetten Unterhaltsames Geschenk – Kabarest gratuliert München zum Gebutstag

Die Konkurrenz ist groß gewesen. Nicht nur München lockte mit seinem Altstadtringfest, vor der Türe feierte sich Vaterstetten mit seinem alljährlichem Volksfest selbst. dennoch waren die Zuschauerreihen
vor der Kleinkunstbühne im Wirtshaus „Zur Landlust“ am Samstagabend gut besetzt:
Kabarest standen auf der Agenda und präsentierten ihr neues Programm „Es kann nimmer besser werden“: ein Geschenk für die in die Jahre gekommene Diva München, zum 850. Geburtstag.

Zwitscherstüberl, Pfister-Brot, Japanische Touristen im Hofbräuhaus, flüssiges Gold im taillierten Glas und heikle Themen wie der geplante und heiß diskutierte Moschee-Bau in Sendling:

Nichts kommt zu kurz an diesem Abend, bekannte Schlagermelodien werden mit neuen Texten versehen, das Leben in München mit viel Selbstironie aufgearbeitet. „Griechicher Wein“ wird zu Mittlerer Ring“, die kleinen Bierbänke auf der Bühne mal zum Wirtshaus- und Wiesn-Inventar, mal zum Transrapid und später zum Bobby Car, weil Bobfahren wegen des Klimawandels schon bald nicht mehr in seiner Ursprungsform möglich sein wird.

Und weil München – mit seinen „Vororten“ Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden – als Olympia- Bewerber ja einen Alternativplan braucht. Zu diesem Zeitpunkt lieg das Publikum den Kabarettisten schon längst zu Füßen, bereits nach wenigen Minuten hatte man sich die ersten Lachtränen aus den Augen gewischt.

Sie geben aber auch ein zu herrliches Bild ab: Lisa Grundhuber und Gretel Rost, die singen und rappen, die Männer im Publikum becircen oder mit imaginären Gehwagen imaginäre Straßen unsicher machen. Und Martin Grunhuber, der die Frontdamen mit seiner unverwechselbaren Mimik, seinem Schlafzimmerblick und einem Grinsen das buchstäblich von einem Ohr zum anderen geht, instrumental begleitet: Am Klavier, der Gitarre und dem Akkordeon.

Da macht es auch nichts, dass das Thema München zwischenzeitlich in den Hintergrund rückt. Dass auf einmal Akademikerinnen ohne Kinder, die Annäherung von Jung und Alt sowie die Bären Bruno und Knut besungen werden. Der Bogen ist bald wieder gespannt, man kehrt zur Diva zurück,
und vergisst dabei freilich auch eine Prise Gesellschaftskritik nicht. Wer vom Audi Quattro auf Hartz IV fällt, der wird in München nicht mehr gegrüßt.

Rundum neu sind die Lieder des Trios nicht, einige schon aus Programmen bekannt. Doch „Es kann nimmer besser werden“ ist ja ein Präsent, und man schenkt, was gefällt. Und die Stücke über Mariandl, die Kastanien-Tristesse oder Leberkäs und Fleischpflanzerl kommen so gut an, da hört man sie sich gern auch ein zweites Mal an.